
Rechtzeitig zum Gedenktag wurde eine Nachbildung installiert. Als gestern Bundeskanzlerin Merkel und viele internationale Gäste, darunter auch Überlebende, der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 70 Jahren gedachten, war das Tor mit der berüchtigten Inschrift „Arbeit macht frei“ historisch korrekt ersetzt worden – mit einem Replikat. Unbekannte hatten das schwere schmiedeeiserne Objekt Anfang November gestohlen. Interessanterweise war es nicht das erste Mal, dass ein solch schweres Metallwerk aus der KZ-Gedenkstätte in Dachau verschwand. 2012 war die Leihgabe einer Skulptur von Hubertus von Pilgrim, die den „Todesmarsch“ der Häftlinge des KZ Dachau im Jahr 1945 zeigt, aus der Dauerausstellung des ehemaligen Konzentrationslagers verschwunden. Ein sonderbarer Zusammenhang, wie mir scheint. Ich bin einem weiteren Exemplar dieser Bronzeplastik, die es in 22 Ausführungen an der Wegstrecke dieses „Todesmarsches“ gibt, gestern an einem neuen Ausstellungsort begegnet, nämlich im soeben eröffneten NS-Dokumentationszentrum in der Brienner Straße 34, am Ort des historischen „Braunen Hauses“.

Es ist eine Skulptur mit einem schrecklichen Anlass, dennoch ist dieses Kunstwerk von großer Schönheit und es ist vor allem ungeheuer wichtig, wie seine Geschichte zeigt. Ähnlich verhält es sich mit dem neuen Dokumentationszentrum. Unser Besuch dort gestern war kein Vergnügen, denn es war (natürlich) übervoll und ziemlich stickig, ein konzentriertes Wahrnehmen der Exponate war nicht möglich. Also wird alles auf einen neuerlichen Besuch hinauslaufen, aber einen Weg daran vorbei gibt es nicht – genau wie es keinen Weg an den Skulpturen von Hubertus von Pilgrim vorbei gibt.
Anwendungsgebiete: Vergesslichkeit.